Highlands

24/1: Konzertreise nach Schottland

Vom Tal bis auf den Berg

Für unsere Stammhörer:innen war es ein ungewöhnliches Projekt: im Zentrum des Konzertprogramms „Highlands“ und der angegliederten Konzertreise stand keine plakativ dargestellte, höhere Idee hinter den Dingen dieser Welt – das Crescendo-Frühjahrsprojekt 2024 machte das Aufblühen der Natur zum Gegenstand. Erfrischend einfach, dennoch keinesfalls banal, bedenkt man welche höheren Dinge aus simplen Naturbetrachtungen in der Menschheitsgeschichte bereits entstanden sind.

Das zweiteilige Konzertprogramm umfasste einen Querschnitt durch die deutsche chormusikalische Landschaft, von Johann Sebastian Bach über Max Reger bis Arnold Schönberg. Unsere Zuhörer freuten sich zudem über einen hohen Anteil an deutschem Volksliedgut. In einem zweiten Block setzte sich Crescendo mit zeitgenössischen Chorwerken schottischer Komponisten auseinander. Darunter der renommierte James McMillan ebenso wie die jungen Gegenwartskomponist:innen Lisa Robertson und Kenneth Tay.

Das Vokalensemble Crescendo (2024)

Im Rahmen eines Werkstattkonzertes in Eichstätt boten sich dem Publikum exklusive Einblicke in die Arbeitsweise des Chores und die Hintergründe der dargebotenen Werke und ihrer Komponisten. Der warme Klang der Klosterkirche St. Walburg an einem warmen Frühlingstag hob das musikalische Programm, seinem Titel entsprechend, in höhere Bereiche. In einem zweiten Konzert in der Würzburger Augustinerkirche präsentierte Crescendo das volle Konzertprogramm, bevor der Chor auf Konzertreise nach Schottland aufbrach.

Aus der Enge in die Weite

Kultureller Austausch und Naturerfahrung spiegelten sich in hohem Maße im musikalischen Programm wieder. Ausgangspunkt unserer Reise bildete die Industriestadt Glasgow: ein Ort mit bewegter Geschichte, geprägt von wirtschaftlicher Blüte, sozialem Niedergang und Rehabilitation als Europäische Kulturmetropole, unter stetigem Einfluss des British Empire. Eine von Whiskey Barons und gälischen Lebensweisen geprägte Stadt, die ihre Gegensätze aushält und sich nicht scheut, das Nebeneinander von Geschichte und Kulturen in ihrem Straßenbild zu zeigen.

Unser erstes gemeinsames Konzert unter dem Titel „Float gently“ führte uns in die Memorial Chapel der University of Glasgow, wo wir mit Komponisten und Ensembleleiter Kenneth Tay sowie den Musiker:innen der UofG Medics Music Society zusammentrafen. In einer einleitenden Panel-Discussion stellten die beiden künstlerischen Leiter ihre Arbeit und ihre Ensembles vor, legten die gemeinsame Konzeption des Projekts dar und stellten sich den Fragen des Publikums.

Höhepunkt des Konzertes bildete ein zweisprachiges Improvisationsstück, speziell für diesen Anlass komponiert, von Kenneth Tay für Chor und Instrumentalisten, das in der lichtdurchfluteten Kirche mit ihren farbenprächtig gestalteten Fenstern nicht nur inspirierende Leichtigkeit vermittelte, sondern allen Teilnehmenden die verbindende Wirkung von Musik (über Kulturen, Religionen und soziale Stellung hinaus) erfahrbar machte.

Von Nord nach Süd

Auf unserem Weg durch das nach Norden hin anhebende Bergland machten wir Halt für ein Kurzkonzert in der Dunkeld Cathedral am malerischen Ufer des River Tay und für einen Flashmob in dem binnentouristisch geprägten Ausflugsort Pitlochry. Die ländliche Region hielt für unsere Sänger:innen vielfältige Naturerfahrung mit Bergen, Flüssen und Wäldern, schottische Gastfreundschaft, Herzlichkeit und unverstellte lokale Lebensweisen bereit und gab frischen Zugang zu eingeübtem schottischen Volksliedgut.

Abschließende Station unserer Reise bildete Edinburgh, eine weltgewandte Stadt mit hohem internationalem Tourismusanteil, dennoch hoher Aufenthaltsqualität und mit unvergleichlich wirkmächtiger Architektur. Im Rahmen eines Flashmobs auf der Royal Mile initiierten wir spontane Kooperationen mit den Straßenkünstler:innen vor Ort, bevor wir mit ihnen zusammen zu unserem Abschlusskonzert in der Broughton St Mary’s Parish Church im architektonisch moderneren Teil der Stadt aufbrachen.

Wer eine Reise tut, der kann davon singen

Angesichts einer betätigungsreichen Woche fällt der Abschied schwer und die vielfältigen Eindrücke der Reise müssen erst verarbeitet werden. Wir bedanken uns in der Zwischenzeit schon einmal für nette Begegnungen, gemeinsames Musizieren und anregende Gespräche bei allen, die wir unterwegs kennenlernen durften.

Insbesondere danken wir den Projektleiterinnen Katrin und Julia für ihre vorausschauende Organisation sowie allen Reiseleitenden und Wanderführer:innen aus den eigenen Reihen, die diese Reise im Kern ermöglicht und für unsere 36 Sänger:innen, deren Kinder und Familienangehörigen zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben.

Autor:in

Denis Friedrich

Bass

Robert Luff, Eichstätter Kurier vom 11.03.2024: Von Gotteslob und Liebestod

Eichstätter Kurier vom 10.07.2024: Bach-Motette neben Dudelsack

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Vokalensemble Crescendo | Volker Hagemann